Östrogendominanz
Die Östrogendominanz gehört mittlerweile zu einer der häufigsten Ursachen für Beschwerden, mit denen Frauen zu mir in die Praxis kommen. Wenn das Verhältnis der beiden Hormone, die unsere Weiblichkeit ausmachen, aus der Balance gerät kann die ganze Frau aus ihrer inneren Mitte fallen. Und das passiert tatsächlich gar nicht so selten. Deshalb schreibe ich in diesem Artikel über die sogenannte Östrogendominanz. Ein Wort, das ziemlich „gewaltig“ daherkommt und teilweise auch zu „gewaltigen“ Veränderungen im körperlichen und seelischen Erleben einer Frau führen kann.
Progesteron und Östrogen und ihr Verhältnis zueinander
Die weiblichen Hormone sind in ihrem Zusammenwirken normalerweise sehr fein aufeinander abgestimmt. Progesteron Östrogen ergänzen sich in ihren Wirkungen ganz wunderbar. Dabei ist der Anteil an Progesteron wesentlich höher als der des Östrogens. Bei einer Östrogendominanz ist das Verhältnis zwischen den Hormonen Progesteron und Östrogen sehr stark zugunsten des Östrogens verschoben.
Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass immer zu wenig Progesteron vorhanden ist oder der Östrogenspiegel immer sehr hoch ist. Es kommt auf das Verhältnis der beiden Hormone zueinander an. Und so kann eine scheinbare Östrogendominanz sogar bei einem Mangel an Östrogen vorkommen. Das wäre der Fall, wenn beide sowohl Progesteron als auch Östrogen erniedrigt sind und dennoch im Verhältnis zu viel Östrogen vorhanden ist. Der Körper verhält sich dann jedoch so als wäre zu viel Östrogen vorhanden. Das Verhältnis Progesteron/Östrogen liegt normalerweise bei 100-200:1, bei Frauen in den Wechseljahren bei ca.60:1.
Eine Östrogendominanz kommt vermehrt in der Zeit Prämenopause, also in den Jahren vor den Wechseljahren vor, allerdings gibt es mittlerweile auch schon recht viele junge Frauen, die Beschwerden aufgrund eines Östrogenüberschusses haben.
Folgende Beschwerdebilder können ein Hinweis auf einen Östrogenüberschuss sein:
- Empfindlichkeit der Brüste, Knötchen und Geschwülste in der Brust
- Wassereinlagerungen im Gewebe, Völlegefühl
- Veränderungen des Gebärmutterhalses
- Endometriose und die Verstärkung von Beschwerden im Zusammenhang mit Endometriose
- Myome und Zysten
- Verkürzte Zyklen, unregelmäßige oder zu starke Blutungen
- Unfruchtbarkeit
- Fehlgeburten
- PMS, depressive Verstimmungen oder vermehrte Reizbarkeit
Ursachen für eine Östrogendominanz gibt es einige und weil sie meistens nicht so bekannt sind, lohnt es sich darüber zu schreiben. Also, lass uns schauen, warum es zu einer Östrogendominanz im Körper einer Frau kommen kann!
Mögliche Ursachen einer Östrogendominanz:
Vermehrte Zufuhr von Östrogen oder östrogenähnlichen Substanzen
Eine vermehrte Zufuhr von Östrogen findet sich durch die Einnahme der Pille oder anderer synthetischer Hormonpräparate. Hier kann es auch nach Absetzen der Pille zu einem Überhang von synthetischem Östrogen kommen. Ganz wichtig ist hier, die Leber zu unterstützen. Denn diese baut die Hormone ab. Überhaupt gilt es bei Behandlung einer Östrogendominanz die Leber mit einzubeziehen.
Nach Absetzen der Pille kann es häufig einige Monate dauern bis die körpereigenen Hormone wieder in die Balance kommen. Wir sollten hier nicht vergessen, dass die Pille die Eierstöcke sozusagen in einen Schlaf schickt und der Körper häufig längere Zeit braucht bis die Eierstöcke ihre normale Funktion wieder aufnehmen und genügend Hormone produzieren. Dies ist oftmals eine ruckelige Angelegenheit und es braucht eine gewisse Zeit bis das körpereigene Hormonorchester wieder auf den Takt seines Dirigenten reagiert. In dieser Zeit wird sehr wahrscheinlich nicht genügend Progesteron hergestellt. Erinnere dich, dass im Körper generell viel mehr Progesteron als Östrogen vorhanden ist.
Hormone im Essen und Trinkwasser
Heutzutage finden wir aber auch in vielen tierischen Produkten (Fleisch, Milch vor allem aus konventioneller Haltung) viel zu viele Hormone, u.a. auch Östrogen. Alle Kunststoffe, die künstliche Weichmacher enthalten (Plastikflaschen, Plastikverpackungen), stören unser Hormonsystem. Sie wirken in unserem Körper hormonähnlich und besetzen die natürlichen Hormonrezeptoren. Häufig wirken diese Fremdhormone ähnlich wie Östrogen.
Außerdem werden die sogenannten Hormon-Ersatzstoffe (Pille und andere) zu einem großen Teil kaum verändert wieder ausgeschieden und landen so im Grundwasser. Über das Trinkwasser werden sie dann wieder aufgenommen.
Auch andere Medikamente wie Antibiotika, Cortison, Insulin, Psychopharmaka, Hormonspiralen, Blutdruck- und Cholesterinsenker können unseren Hormonhaushalt stören.
Unzureichende Bildung von Progesteron
Wenn eine Gelbkörperschwäche vorliegt bildet der Gelbkörper im Eierstock nicht genügend Progesteron. Dies kommt in der Praxis recht häufig vor und ist einer der Hauptgründe, dass sich keine Schwangerschaft einstellen will.
Ist eine Frau längere Zeit unter Stress kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Cortisol. Damit der hohe Cortisol-Spiegel aufrechterhalten wird, ist der Körper in der Lage, Progesteron in Cortisol umzuwandeln. Je mehr Progesteron genutzt wird, um Cortisol herzustellen, desto weniger wird im Körper nachweisbar sein.
Zuviel des Guten – die Krux mit dem Bauchfett
Fettzellen produzieren Östrogen. Das ist eigentlich eine sinnvolle Regelung des Körpers. Wenn in der Prämenopause die Eierstöcke immer weniger Östrogen produzieren, übernehmen die Fettzellen einen kleinen Part der Produktion. Deshalb nehmen viele Frauen auch in den Wechseljahren etwas zu. Wenn Frauen aber schon in jungen Jahren zu viel Bauchfett haben, wird zusätzlich zu den Eierstöcken noch Östrogen produziert. Je mehr Fett, vor allem Bauchfett, wir haben, desto mehr Östrogen wird freigesetzt. Das sorgt übrigens auch bei Männern für einen Östrogenüberschuss.
Wenn die Leber überfordert ist
Die Leber ist eines unserer wichtigsten Entgiftungsorgane und hat in unserer modernen Zeit wirklich viel zu tun. Neben der Entgiftung von vielen belastenden Substanzen hat die Leber auch die Aufgabe, überschüssige Hormone abzubauen. Wenn die Leber jedoch belastet ist, wird sie dieser Aufgabe nicht gerecht. Daher braucht die Leber häufig Unterstützung in Form von Kräutern oder Vitaminen.
Histaminintoleranz
Zuviel Histamin im Körper regt die Eierstöcke an, mehr Östrogen zu produzieren. Ein Kreislauf aus Histamin > Östrogen > Histamin > Östrogen … beginnt. Viel ausführlicher habe ich den Zusammenhang zwischen Östrogen und Histamin in diesem Beitrag beschrieben.
Nicht zuletzt sollten wir die Auswirkungen von Stress auf den Hormonstoffwechsel nicht vergessen
Stress scheint heutzutage die Hauptursache für ein hormonelles Ungleichgewicht zu sein. Je länger Stress anhält, umso kann er langfristig unser komplettes Hormonsystem aus dem Gleichgewicht bringen. Mit weitreichenden Folgen für Fruchtbarkeit und Gesundheit. Auch dazu gibt es in Kürze einen Artikel.
Eine Östrogendominanz muss nicht sein
Die gute Nachricht ist, dass jede Frau sehr viel tun kann, um eine Östrogendominanz zu vermeiden bzw. auszugleichen. Zwei große Pfeiler sind hierbei die Ernährung und an anderer Umgang mit Stress sowie ein gut reguliertes Nervensystem. Außerdem gibt es zahlreiche Kräuter, die ausgleichend auf das weibliche Hormonsystem wirken.
Wichtig ist vorab eine ausführliche Anamnese, sowie eine Diagnostik, die die Schilddrüse sowie die weiblichen Hormone einschließlich Cortisol miteinbezieht. Ich berate dich gerne dazu und begleite dich dabei, dein Hormonsystem wieder in eine gesunde Balance zu bringen.
Deine Ramona
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