Histamin und Östrogen – eine Kombination mit weitreichenden Folgen für viele Frauen

In Zeiten hormoneller Schwankungen (Prämenopause, Menopause, nach dem Absetzen der Pille oder Entfernen der Spirale) und vor oder während der Menstruation berichten viele Frauen in meiner Praxis, dass sie manche Lebensmittel nicht mehr gut vertragen. Der Klassiker ist eine Feier mit Sekt, Rotwein und dazu Käse, Tomaten oder auch der Besuch beim Italiener mit Pizza und Pasta. Die Frauen schildern dann Symptome, die sie gar nicht einordnen können: diffuses Unwohlsein, wie Schweißausbrüche, Herzunruhe oder -rasen, unruhiger Schlaf oder Brennen im Körper. Mitunter können auch Kopfschmerzen oder Migräne, Magen-/Darm- oder Unterleibskrämpfe auftreten.

Dies könnten Anzeichen für eine Histaminunverträglichkeit sein.

Histamin ist ein Gewebshormon und wird von den sogenannten Mastzellen bei Bedarf freigesetzt, um körperfremde Stoffe abzuwehren. So kommt es z.B. nach einem Insektenstich zu Juckreiz, Rötung und Schwellung der Haut. Histamin kann diverse allergische Reaktionen auslösen, die bekanntesten sind Hautausschlag und Juckreiz, Luftnot und Bauchschmerzen.

Die oben erwähnten Mastzellen sind Teile unseres Abwehrsystems und befinden sich vor allem im Magen-Darm-Trakt, auf der Haut, in der Lunge und auch in der Gebärmutter und den Eierstöcken.

Was haben Histamin und die Mastzellen nun mit Östrogendominanz zu tun?

Östrogendominanz bezeichnet ein Ungleichgewicht zwischen den beiden wichtigsten weiblichen Hormonen Progesteron und Östrogen zugunsten von Östrogen. Dies kommt häufig in der Prämenopause oder Menopause vor, kann jedoch auch schon bei wesentlich jüngeren Frauen auftreten. Wenn im Verhältnis zum Progesteron zu viel Östrogen vorhanden ist und gleichzeitig der Körper auf Histamin reagiert, wird ein Kreislauf in Gang gesetzt, der für die betroffenen Frauen häufig sehr unangenehm ist. Doch lass uns schauen, was alles im Körper passiert, wenn eine Östrogendominaz und Histaminunverträglichkeit zusammentreffen:

  1. Östrogen (Östradiol) regt die Mastzellen an, mehr Histamin zu produzieren bzw. freizusetzen
  2. Östrogen senkt gleichzeitig das Enzym DAO (Diaminooxidase), welches für den Abbau von Histamin benötigt wird.
  3. Außerdem benötigt der Körper für den Abbau von Östrogen Vitamin B6, was ebenfalls zum Abbau von Histamin gebraucht wird. Da der Körper in Zeiten eines hormonellen Ungleichgewichts primär mit der Regulierung des Hormonhaushaltes beschäftigt ist, wird der Abbau von Histamin vernachlässigt.
  4. Mehr Histamin im Körper regt die Eierstöcke an, mehr Östrogen zu produzieren. Ein Kreislauf aus Histamin > Östrogen > Histamin > Östrogen … beginnt.

Angst und Panik ausgelöst durch Östrogen und Histamin

Neben den o.g. typischen Beschwerden kann es außerdem zu Juckreiz in der Vagina, Brennen beim Wasserlassen, Hitzewallungen, Röte und Hitze im Gesicht (Flush) kommen. Zusammen mit Herzrasen und Unruhe führt dies zu einer ziemlich unangenehmen und meist Angst oder Panik auslösenden Situation. Viele Frauen berichten von Histaminbeschwerden und Kopfschmerzen zum Zeitpunkt des Eisprungs (hoher Östrogenspiegel) und vor oder zu Beginn der Blutung. Die Blutung wird durch den Abfall von Progesteron ausgelöst. Progesteron wiederum kann die Mastzellen stabilisieren und somit die Histaminfreisetzung hemmen. Wenn also ein Progesteronabfall und generell zu wenig Progesteron im Körper sind, kann mehr Histamin aus den Mastzellen freigesetzt werden.

Lass deine Hormone checken

Ein einfacher Hormonspeicheltest gibt Aufschluss über eine mögliche Östrogendominanz. In meiner Praxis berate ich dich gerne dazu. Vielfach sind die Symptome auch schon richtungsweisend. Eine Histaminintoleranz kann ebenfalls durch diverse Labortests nachgewiesen werden. Du kannst aber auch ganz einfach einen kleinen Auslassversuch über einige Wochen machen. Am besten lässt du die starken Histaminlieferanten wie Schokolade, Tomaten, gereifter Käse, geräucherte Wurstwaren, Alkohol (vor allem Rotwein) und stark fermentierte Lebensmittel (Balsamico-Essig, Sauerkraut) weg.

Dann gibt es noch die sog. Histaminliberatoren. Diese sorgen dafür, dass die Mastzellen vermehrt Histamin freisetzen. Dazu gehören unter anderem: Ananas, Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Essig, Alkohol. Nicht zuletzt kann auch zuviel Stress dafür sorgen, daß die Mastzellen vermehrt Histamin ausschütten. Auch hier berate ich dich gerne über die möglichen Zusammenhänge und zeige dir Wege aus dem Stress. Einige Tips findest du schon hier.

Wichtig ist auch, den Darm bzw. die Stuhlflora untersuchen zu lassen. Häufig ist die Darmschleimhaut nicht stabil, was ebenfalls eine Histaminunverträglich verstärken kann. Oder das gesamte Mikrobiom des Darms ist nicht im Gleichgewicht. Dies wiederum hat Folgen für die Hormonbalance.

Häufig braucht auch die Leber Unterstützung, denn sie ist für den Abbau von Östrogen verantwortlich.

Leider wissen immer noch viel zu wenig Frauen von diesen Zusammenhängen, daher leite den Artikel gerne an evtl. betroffene Frauen weiter, die du kennst. Das würde schon vielen helfen. Vielfach werden nämlich auch die Beschwerden eines PMS oder Schmerzen zu Beginn der Periode durch Histamin verstärkt. Der Verzicht auf histaminhaltige Lebensmittel und Massnahmen, wie Leberentgiftung, Darmaufbau etc. kann vielen Frauen helfen.

Deine Ramona

Mehr zum Thema “Hormone” findest du in diesem Beitrag.

Und hier findest du alles Wichtige zur Östrogendominanz zusammengefasst.